Norden (ostfriesisches Platt Nörden) ist eine Stadt im Landkreis Aurich in Ostfriesland im Nordwesten Niedersachsens. Sie liegt unweit der Nordseeküste und ist die nordwestlichste Stadt auf dem deutschen Festland. Die Bewohner Nordens heißen Norder, plattdeutsch Nörder. Das Adjektiv lautet ebenfalls so, beispielsweise Norder Rathaus. Die Stadt ist eine der ältesten Städte Ostfrieslands. Im Jahr 2005 feierte sie den 750. Jahrestag der ersten urkundlichen Erwähnung.
Wetter in Norden
Bewertung: Stadt Norden
Geografie
Lage
Norden ist die nordwestlichste Stadt des deutschen Festlands und erstreckt sich auf einer Fläche von 104,39 Quadratkilometern im nordwestlichen Ostfriesland in Niedersachsen. Die Stadt grenzt seewärts an einen 27,3 Kilometer langen Seedeich. Ihre größte Nord-Süd-Ausdehnung beträgt etwa 21 Kilometer, während sie von Ost nach West rund 13 Kilometer misst. Der höchste Punkt Nordens liegt auf dem alten Friedhof nördlich der Ludgerikirche und erreicht eine Höhe von 9,5 Metern über Normalhöhennull (NHN).
Vor der Küste liegen die Ostfriesischen Inseln Norderney, Juist und Memmert. Zwischen der Küstenlinie und den Inseln erstreckt sich das Wattenmeer, das zum Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer gehört. Dieses einzigartige Ökosystem wurde im Juni 2009 gemeinsam mit den benachbarten Wattenmeerregionen Schleswig-Holsteins und der Niederlande von der UNESCO als Weltnaturerbe anerkannt. Südwestlich der Stadt befindet sich zudem die Leybucht.
Norden grenzt an mehrere Gemeinden: Im Uhrzeigersinn von Osten nach Südwesten sind dies Hagermarsch, Lütetsburg und Halbemond (alle zur Samtgemeinde Hage gehörend), sowie Leezdorf und Osteel (Teil der Samtgemeinde Brookmerland) und Krummhörn. Eine Besonderheit stellt die Grenze zur Gemeinde Leezdorf dar, da diese lediglich eine Straßenbreite misst – Norden und Leezdorf treffen am Schwarzen Weg aufeinander, doch die gegenüberliegenden Straßenseiten gehören zu Halbemond und Osteel.
Neben der Kreisstadt Aurich fungiert Norden als zweites Mittelzentrum des Landkreises Aurich. Durch seine Lage am Wattenmeer ist das Einzugsgebiet der Stadt nach Norden, Westen und Südwesten begrenzt. Dennoch übernimmt Norden eine zentrale Versorgungsfunktion für die vorgelagerten Inseln Juist und Norderney. Zudem steht die Stadt in wirtschaftlicher Konkurrenz zu Aurich und Emden, insbesondere als Einkaufsstandort.
Stadtgliederung
Norden gliedert sich in die Kernstadt und zehn Ortschaften. Neben dem historischen Zentrum umfasst die Kernstadt die frühere Gemeinde Sandbauerschaft mit den Stadtteilen Ekel, Lintel und Westgaste. Diese sind weiter in Stadtviertel und Wohnbereiche unterteilt, darunter Neustadt, Westlintel, Ostlintel, Ekeler Gaste und das Millionenviertel. Während sie administrativ keine Rolle spielen, sind sie im Sprachgebrauch der Einwohner von Bedeutung.
Die übrigen Ortschaften sind Bargebur, Leybuchtpolder, Neuwesteel, Norddeich (bis 1972 Lintelermarsch), Ostermarsch, Süderneuland I, Süderneuland II, Tidofeld sowie Westermarsch I und II.
Geologie
Der Stadtkern von Norden liegt auf einer Sandinsel, die den nordwestlichsten Ausläufer des ostfriesischen Geestrückens bildet. Während die südöstlichen Ortsteile auf Geestboden liegen, erstreckt sich der Großteil des Stadtgebiets über Marschland. Etwa die Hälfte der Stadtfläche wurde seit 1430 durch Eindeichungen gewonnen. Der jüngste Stadtteil, der Leybuchtpolder, entstand zwischen 1947 und 1950 durch den Bau des Störtebekerdeichs. Auch Neuwesteel wurde erst im 20. Jahrhundert urbar gemacht.
Da große Teile der Stadt nur knapp über dem Meeresspiegel liegen, ist eine kontinuierliche Entwässerung notwendig. Das Norder Tief, einst Fahrwasser des Norder Hafens, spielt dabei eine zentrale Rolle. Die Entwässerung erfolgt über die Schöpfwerke Leybuchtsiel und Leysiel, die das Wasser in die Nordsee ableiten.
Flächennutzung
Norden ist von Wasser und Landwirtschaft geprägt. Rund 80 % der Fläche wird landwirtschaftlich genutzt, vor allem für Ackerbau im Süden mit Kartoffeln, Getreide und Raps. In anderen Bereichen dominiert die Viehzucht, insbesondere die Milchwirtschaft. Schafe auf den Deichen tragen zur Bodenstabilität bei.
Das Stadtgebiet wird durch zahlreiche Entwässerungsgräben wie das Norder Tief entwässert. Wälder sind selten, jedoch grenzt Norden an das Tidofelder Holz in Lütetsburg
Klima
Norden befindet sich in der gemäßigten Klimazone und wird stark von der Nordsee beeinflusst. Dies führt zu vergleichsweise milden Wintern und kühleren Sommern im Vergleich zum Binnenland. Die Nähe zur Nordsee sorgt zudem für eine hohe Luftfeuchtigkeit und häufige Winde. Das Klima wird von der mitteleuropäischen Westwindzone geprägt, wodurch sich wechselhaftes Wetter mit häufigen Niederschlägen ergibt. Insgesamt herrscht ein maritimes Klima mit relativ ausgeglichenen Temperaturschwankungen im Jahresverlauf.
Geschichte
Frühzeit und Mittelalter
Die ersten Spuren menschlicher Besiedlung in Norden stammen aus der Mittelsteinzeit. Ab dem 6. Jahrhundert n. Chr. ließen sich Friesen in der zuvor von Chauken und Sachsen bewohnten Region nieder.
Die Stadt entwickelte sich aus den Bauerschaften Ekel, Lintel und Westgaste, die allmählich zusammenwuchsen. Der Name leitet sich vom altsächsischen „norð“ bzw. altfriesischen „north“ für „Norden“ ab. Früheste Erwähnungen wie „Nordedi“ (787) und „Nordwidu“ (860) beziehen sich auf die Region.
Archäologische Funde in Ekel deuten auf eine Wirtschaftsstruktur mit Landwirtschaft und Eisenverarbeitung hin. Die Lage an einer Geeststraße und der Zugang zur See förderten den Handel mit Vieh, Muschelkalk und Salz.
Nach dem Einbruch der Leybucht im 9. Jahrhundert wurde Norden zum Hauptort des Gaues Nordendi, später Norderland. Die hohe Dichte an Klöstern, Burgen und Kirchen zeugt von seiner Bedeutung. 1255 wurde Norden erstmals urkundlich erwähnt, allerdings ohne Stadtrecht.
Zwischen 1350 und 1464 fiel Norden an die tom Brok aus dem Brookmerland und wurde 1464 Teil der Grafschaft Ostfriesland unter den Cirksena. Durch Sturmfluten erhielt Norden direkten Zugang zur See. Der Hafen blieb bis ins 19. Jahrhundert wirtschaftlich bedeutend, jedoch stets hinter Emden zurück.
Herrschaft der Cirksena
1531 zerstörten Truppen des Häuptlings Balthasar von Esens weite Teile Nordens, darunter das Rathaus, mehrere Klöster und die Andreaskirche, die bis 1756 verfiel.
Ob Norden jemals Stadtrechte erhielt, bleibt unklar. 1491 und 1498 bezeichnete Graf Edzard I. den Ort als Stadt, 1535 führte Graf Enno II. aus dem Hause der Cirksena mit den Instituta Nordana eine Stadtordnung ein.
Im 16. Jahrhundert ließen sich erstmals Juden in Norden nieder. Der dortige jüdische Friedhof ist der älteste in Ostfriesland. Die Reformation führte zu Konflikten zwischen Lutheranern und Calvinisten. Enno II. unterstützte den Luthertum, während sein Bruder Johann I. katholisch blieb. Der Streit eskalierte 1680, als reformierte Christen in Bargebur eine Kirche bauen wollten. Diese wurde zerstört, konnte aber 1684 unter militärischem Schutz errichtet werden.
Auch Steuerstreitigkeiten führten zu Spannungen. 1602 besetzte Enno III. die Stadt, entzog ihr Privilegien und gewährte sie erst nach erzwungener Huldigung zurück. 1597/98 und 1611 wurde Norden von der Pest heimgesucht. Während des Dreißigjährigen Krieges war der Ort mehrfach besetzt.
Im 18. Jahrhundert besaß Norden eine bedeutende Handelsflotte. Die Weihnachtsflut 1717 verwüstete das Stadtgebiet schwer, die Ortschaft Itzendorf wurde aufgegeben. Heute erinnert die Itzendorfplate, eine Untiefe vor Westermarsch, an den verlorenen Ort.
Preußische und hannoversche Herrschaft
1744 fiel Ostfriesland, einschließlich Norden, an Preußen, das den Landesausbau durch Moorkolonisierung und Eindeichungen förderte. Drei Polder wurden aus der Leybucht gewonnen: Leysander (1769), Hagen (1770) und Schulenburger Polder (1781).
1769 entstand die Rauchtabakfabrik Steinbömer & Lubinius. 1794 gründeten Norder Kaufleute die Fehnsiedlung Norderfehn (später Berumerfehn) und legten den 14 km langen Berumerfehnkanal an, um Torf effizienter zu transportieren. Während der napoleonischen Besatzung (1806–1813) gehörte Norden erst zu Holland, ab 1810 zu Frankreich. Nach dem Wiener Kongress fiel die Stadt 1815 an Hannover.
Die Infrastruktur verbesserte sich durch den Bau von Chausseen, darunter die Straße nach Emden (1844) und die Verbindung nach Arle (1856–1865). Zudem wurde der Ernst-August-Polder (1844–1846) eingedeicht. 1848 führte die Revolution zur Gründung eines Bürgervereins, einer Bürgerwehr und des ersten Lokalblatts, des Norder Stadtblatts. Der 1867 gegründete Ostfriesische Kurier besteht bis heute.
1866 wurde Ostfriesland wieder preußisch. Eindeichungen schränkten den Zugang zum Meer ein, wodurch der Handel zurückging. Die Industrialisierung kompensierte dies: Norden wurde Standort für Eisenhütten sowie Schokoladen-, Zucker-, Tabak- und Essigfabriken. Die 1806 gegründete Schnapsbrennerei Doornkaat wuchs zum größten Unternehmen der Stadt.
Norden während des Kaiserreichs
1883 wurde Norden an das deutsche Eisenbahnnetz angeschlossen, 1892 folgte die Verlängerung bis Norddeich Mole. Dadurch gewann die Stadt als Durchgangsort für Reisende zu den Ostfriesischen Inseln an Bedeutung.
Im Zuge der preußischen Gebietsreform 1885 wurde die Stadt an der Nordsee Verwaltungssitz des neu gebildeten Landkreises Norden, der die bisherigen Ämter Norden und Berum umfasste. 1889 begann der Bau der ersten Hafenmole in Norddeich, 1905 wurde dort die Küstenfunkstelle Norddeich Radio errichtet. 1914 erhielt Norden einen Anschluss an die Elektrizitätsversorgung. Während des Ersten Weltkriegs spielten der Hafen und Norddeich Radio eine strategische Rolle für die Kaiserliche Marine, zudem wurden Kriegsgefangene in der Landwirtschaft eingesetzt.
Die Sozialdemokratie fasste in Norden erst spät Fuß. Erste Ansätze gab es 1875, doch erst 1902 entstand ein Ortsverein. 1906 kam es zu einem Streik in der Eisenhütte, woraufhin die Arbeitgeber die Namen der Streikenden öffentlich machten. Nach dem Ersten Weltkrieg übernahm 1918 ein Arbeiter- und Soldatenrat kurzfristig die Macht, löste sich jedoch 1919 auf. Am 7. November 1919 zogen erstmals bewaffnete Soldaten mit einer roten Fahne durch Norden, es kam jedoch nicht zu Gewalt. Der Unternehmer Onno Behrends versammelte Vertreter des konservativen Bürgertums in einem Bürgerausschuss, um einen friedlichen Übergang zu gewährleisten, was gelang.
Weimarer Republik und Nationalsozialismus
1919 wurde die Umlandgemeinde Sandbauerschaft, die Norden fast vollständig umschloss, eingemeindet. Dadurch wuchs die Bevölkerung um 50 % auf etwa 10.200 Einwohner.
1929 schränkte die Eindeichung des Leypolders und der Bau des Leybuchtsiels den direkten Zugang zum Meer erheblich ein. Dadurch gewann der Hafen von Norddeich an Bedeutung. Das alte Zoll- und Packhaus sowie die ehemalige Hafenmeisterei blieben als Denkmäler erhalten.
Bei den Kommunalwahlen 1933 erzielten die Nationalsozialisten die Mehrheit. Wenige Tage später begannen Verhaftungen von Kommunisten und Sozialdemokraten. 27 politische Gegner wurden brutal misshandelt, jüdische Geschäfte vorübergehend geschlossen. 1935 wurden jüdische Bürger öffentlich gedemütigt. Die Pogrome im November 1938 führten zur Zerstörung der Norder Synagoge. Die jüdische Gemeinde löste sich auf, und fast die Hälfte der jüdischen Einwohner Nordens wurde im Holocaust ermordet.
Während des Zweiten Weltkriegs erlitt Norden Bombenschäden mit Todesopfern, blieb aber insgesamt verschont. 1944 nahm die Stadt ausgebombte Emder auf. Norddeich diente als wichtiger Fährhafen, während die Ostfriesischen Inseln militärisch ausgebaut wurden. Nach Protesten der Bevölkerung wurde Norden am 4. Mai 1945 kampflos an die Alliierten übergeben.
Norden: 1945 bis heute
Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs die Bevölkerung Nordens stark an, insbesondere durch Vertriebene. In Tidofeld entstand eines der größten Flüchtlingslager der Region mit bis zu 1200 Bewohnern. Auch im Leybuchtpolder wurden Vertriebene angesiedelt. 1946 machten Flüchtlinge und ausgebombte Städter etwa ein Drittel der Bevölkerung im Landkreis Norden aus. In den 1950er Jahren wurde Norden-Neustadt als neuer Stadtteil für Vertriebene errichtet.
Zwischen 1947 und 1950 wurde der Leybuchtpolder eingedeicht. Die dort tätigen Deicharbeiter erhielten einen Teil des neu gewonnenen Landes als Existenzgrundlage. Zudem entstanden 53 größere Höfe mit Flächen von 10 bis 16 Hektar.
Der Strukturwandel in der Landwirtschaft führte in den 1950er Jahren zu hoher Arbeitslosigkeit. Gleichzeitig begann der Ausbau der Infrastruktur, darunter die Kanalisation und der Bau neuer Schulen. Erstmals wurde eine Ortsumgehung für den zunehmenden Tourismusverkehr gefordert.
In den 1960er und 1970er Jahren wurden Teile der Altstadt saniert, wobei historische Bauten verloren gingen. Die Wohnungsbaugesellschaft Neue Heimat errichtete auf freigemachten Flächen Mehrfamilienhäuser und Wohnhochhäuser. Straßen wurden verbreitert, Alleepflanzungen entfernt. 1966 eröffnete das neue Kreiskrankenhaus.
1972 vergrößerte sich Norden durch Eingemeindungen, während es 1977 im Zuge der Kreisreform seinen Kreissitz verlor und seither zum Landkreis Aurich gehört. In Norddeich wurde zwischen 1969 und 1979 stark in die Tourismusinfrastruktur investiert: Es entstanden die Seehundstation, ein Meerwasser-Schwimmbad, neue Promenaden und ein Sandstrand. 1979 erhielt Norddeich den Status eines „Staatlich anerkannten Nordseebads“ und wurde damit das größte Nordseebad an der ostfriesischen Küste.
Die 1980er Jahre waren wirtschaftlich schwierig: Die Schließung des Olympia-Werks, der Niedergang der Doornkaat-Brennerei und anderer Betriebe führten 1986 zu einer Rekordarbeitslosigkeit von 29 %. In den 1990er Jahren siedelten sich Unternehmen im Gewerbegebiet Leegemoor an, wodurch die Arbeitslosigkeit allmählich sank. 1998 endete die Geschichte der Küstenfunkstelle Norddeich Radio.
Ab den 1980er Jahren wurden Marktplatz und historische Gebäude aufgewertet. Die Verkehrsbelastung wurde durch eine Umgehungsstraße verringert, die 2009 fertiggestellt wurde. Die Ubbo-Emmius-Klinik entstand 2004 aus der Fusion der Kliniken Aurich und Norden. Pläne für ein neues gemeinsames Krankenhaus in Georgsheil führten zu mehreren Bürgerentscheiden, zuletzt 2019, bei dem sich eine knappe Mehrheit für den Bau aussprach.
Wappen
Das Wappen der Stadt Norden zeigt auf blauem Schild drei goldene sechsstrahlige Sporenräder (oben zwei, unten eins), gekrönt von einer Laubkrone. Als Schildhalter dient die bemantelte Figur des heiligen Andreas, des einstigen Schutzpatrons der Stadt.

Die Stadtfarben sind Gelb und Blau, entsprechend ist auch die Stadtflagge gestaltet. Das Wappen basiert auf dem ältesten Stadtsiegel von 1498 und wurde nur geringfügig verändert. Die Sporenräder stammen aus dem Wappen der Häuptlingsfamilie Idzinga, die bis ins 15. Jahrhundert in Norden vorherrschte. Die erste Stadtkirche am Marktplatz war dem heiligen Andreas geweiht, weshalb er im Wappen als Schildhalter erscheint.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Norden begeistert mit maritimem Flair, historischen Gassen und kulturellen Highlights. Zu den wichtigsten Locations zählen:
Museen
- Waloseum: In der ehemaligen Küstenfunkstelle im Ortsteil Osterloog gelegen, ist es eine Zweigstelle der Seehundstation. Hauptattraktion ist das 15 Meter lange Skelett eines 2003 gestrandeten Pottwals. Das Museum informiert über Wale, ihre Strandungen und das Wattenmeer. Zudem gibt es Meerwasseraquarien sowie eine Ausstellung zur Küstenvogelwelt. Besucher können hier auch die Quarantänebereiche der Seehundstation einsehen.
- Ostfriesisches Teemuseum: Widmet sich der Geschichte und Bedeutung des ostfriesischen Tees. Es zeigt die gesamte Produktionskette vom Anbau bis zur Zubereitung und besitzt eine Sammlung von Teeporzellan aus versunkenen Schiffen. Ein angeschlossenes Heimatmuseum behandelt die Geschichte Nordens, inklusive der Doornkaat-Brennerei.
- Museumseisenbahn Küstenbahn Ostfriesland (MKO): Ein Eisenbahnmuseum am Norder Bahnhof mit historischen Fahrzeugen, Geräten und Dokumenten. Im Sommer werden Fahrten mit historischen Wagen auf der Strecke Norden–Dornum angeboten.
- Seehundstation Nationalpark-Haus: Gegründet 1971 in Norddeich, ergänzt 1993 um ein Nationalparkzentrum. Thematisiert die Artenvielfalt des Wattenmeeres, insbesondere Seehunde und Kegelrobben. Besucher können bei der Pflege verwaister Tiere zusehen. Jährlich bis zu 250.000 Besucher.
- Funktechnisches Museum Norddeich Radio: Präsentiert Exponate der ehemaligen Küstenfunkstelle Norddeich Radio und deren Geschichte. Untergebracht in den Räumen der lokalen DARC-Gruppe.
- DGzRS-Rettungsschuppen Norddeich: Zeigt Exponate zur Geschichte der Seenotrettung. Regelmäßige Filmvorführungen ergänzen die Ausstellung.
- Kunsthaus Norden: Baudenkmal aus dem 16. Jahrhundert, heute für wechselnde Kunstausstellungen genutzt.
- Automobil- und Spielzeugmuseum Nordsee: In Lintelermarsch gelegen, zeigt historische Fahrzeuge und Spielzeugklassiker.
- Muschel- und Schneckenmuseum in der Frisia-Mühle: Ausstellung mit über 1000 Exponaten sowie alten Maschinen aus dem Bäckerei-Handwerk.
- Gnadenkirche Tidofeld: Dokumentationszentrum zur Flucht und Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg.
- Ostfriesisches Krimimuseum: Eröffnet am 1. November 2024 im ehemaligen Pflüger-Möbelhaus. Präsentiert Krimiautoren wie Klaus-Peter Wolf und Theodor J. Reisdorf, interaktive Stationen und Originalkulissen der Ostfriesen-Krimis.

Kirchen und Orgeln
- Ludgeri-Kirche: Die größte Kirche Ostfrieslands am Marktplatz. Der Bau begann 1235 mit einem romanischen Langhaus und wurde bis 1455 durch ein Querschiff und einen Hochchor erweitert. Der freistehende Glockenturm stammt aus dem 14. Jahrhundert. Die Kirche beherbergt zahlreiche Kunstwerke, darunter die Arp-Schnitger-Orgel mit 3110 Pfeifen, 46 Registern und fünf Werken, die zwischen 1686 und 1692 erbaut wurde.
- Mennonitenkirche: Ein ehemaliges Patrizierhaus von 1662, das 1795 von der Mennonitengemeinde erworben und umgebaut wurde. Die Kirche enthält wertvolle Deckenmalereien.
- Christuskirche: Eine evangelisch-freikirchliche Kirche, die 1900 von den Baptisten errichtet wurde. Ihre Orgel stammt ursprünglich aus der Mennonitenkirche und wurde 1796–1799 von Johann Gottfried Rohlfs gebaut. Sie verfügt über elf Register auf zwei Manualen und Pedal.

Profanbauten
- Marktplatz: Das Zentrum Nordens mit einer Fläche von 6,678 Hektar. Der Platz ist von historischen Bauten umgeben, darunter die Dree Süsters, drei Renaissance-Backsteinbauten aus dem Jahr 1600. Ein Gebäude wurde in den 1960er Jahren abgerissen und 1991 originalgetreu wiedererrichtet. Am Markt 46 steht ein spätgotisches Gebäude aus dem Jahr 1500, das mehrfach umgestaltet wurde. Zudem befindet sich hier eine Otto-von-Bismarck-Statue.
- Altes Rathaus: An der Westseite des Marktplatzes gelegen, beherbergt es die Theelachtskammer sowie das Heimat- und Teemuseum.
- Vossenhus und Alte Posthalterei: Das Vossenhus (Fuchshaus) beherbergt die Stadtbibliothek, die alte Posthalterei ist heute das Hotel zur Post.
- Osterstraße: Eine der ältesten Straßen Nordens. Hier steht das Schöninghsche Haus, ein reich verzierter Renaissancebau von 1576, sowie das schlichtere Haus Osterstraße 157. Die Schwanen-Apotheke (1835) ist ein klassizistisches Gebäude.
- Sparkassen-Ensemble: Die Hauptstelle der Sparkasse am Neuen Weg umfasst historische und moderne Gebäude, die für ihre gelungene Sanierung ausgezeichnet wurden. Dazu gehört auch der Samsonsche Speicher aus dem 16. Jahrhundert.
- Historische Windmühlen: Norden besitzt drei erhaltene Windmühlen: die Deichmühle, die Frisia-Mühle und die Westgaster Mühle. Deichmühle und Frisia-Mühle bilden am Südeingang der Stadt ein seltenes Ensemble eng beieinanderstehender Mühlen.
- Wasserbauwerk Leybuchtsiel: Schöpfwerk nahe der Leybucht, das die Entwässerung der tief liegenden Landstriche veranschaulicht.
- Zoll- und Packhaus: Das Zoll- und Packhaus ist ein denkmalgeschütztes Gebäude aus dem 19. Jahrhundert (Adresse: Am Hafen 1). Es ist ein langgestreckter Backsteinbau, bemerkenswert für seine aufwendigen Details, besonders den reich verzierten Giebel mit Wappen zur Stadt.

Wirtschaft und Infrastruktur
Norden wird wirtschaftlich vor allem vom Tourismus und dem Einzelhandel geprägt. Als bedeutender Urlaubsort an der Nordseeküste profitiert die Stadt von ihrer Nähe zu den Ostfriesischen Inseln, insbesondere Norderney und Juist. Zahlreiche Hotels, Ferienwohnungen und Gastronomiebetriebe bilden die Basis des Tourismusgewerbes.
Der Einzelhandel konzentriert sich auf die Innenstadt mit zahlreichen Fachgeschäften sowie auf Einkaufszentren am Stadtrand. Neben dem Tourismus sind kleine und mittelständische Unternehmen sowie Handwerksbetriebe wichtige Wirtschaftsfaktoren. Die Stadt setzt zunehmend auf nachhaltige Tourismuskonzepte und Infrastrukturprojekte, um ihre wirtschaftliche Attraktivität langfristig zu sichern.
Dienstleistung und Produktion
- Ubbo-Emmius-Klinik: Mit 650 Beschäftigten größter Arbeitgeber der Stadt.
- Stadtverwaltung und Wirtschaftsbetriebe: Umfasst kommunale Dienstleistungen und Versorgungsbetriebe.
- Industrie und Handwerk: Größere Unternehmen sind das Druck- und Verlagshaus SKN, die Glave Gruppe mit Norder Bandstahl, die Doepke Schaltgeräte GmbH sowie das Bauunternehmen Tell. Zudem gibt es Firmen aus dem Maschinenbau, der Metallverarbeitung, dem Baugewerbe und der Kühltechnik.
- Teehandel: Onno Behrends ist eines der drei großen ostfriesischen Teehäuser.
- Gewerbegebiete: Die meisten Betriebe befinden sich im Gewerbegebiet Neustadt sowie im 154 Hektar großen Gewerbegebiet Leegemoor in Süderneuland I, wo rund 2000 Menschen beschäftigt sind. Die Anbindung erfolgt über die B 72 und die B 210 zur A 31 bei Emden.
- Einzelhandel: Konzentriert sich auf das Gewerbegebiet Neustadt sowie die Fußgängerzone am Neuen Weg.
Tourismus
Die touristische Entwicklung in Norden-Norddeich begann in den 1880er Jahren. Ab 1882 ist ein Badebetrieb für Norddeich belegt. Bis zum Ersten Weltkrieg förderten mehrere Vereine, darunter die Norder Badegesellschaft und der Norddeicher Seebad-Verein, den Tourismus. Nach dem Krieg führte die wirtschaftliche Lage zu einem Rückgang des Badebetriebs, bis der 1925 gegründete Kurverein Norden-Norddeich die Entwicklung stabilisierte. 1926 wurde berichtet, dass „jedes Fremdenzimmer besetzt“ sei. Die 1917 gegründete AG Reederei Norden-Frisia, die auf eine Gründung von 1871 zurückgeht, erweiterte ihre Flotte in den Folgejahren erheblich.
Heute ist der Tourismus ein zentraler Wirtschaftsfaktor für Norden und wird von den Wirtschaftsbetrieben der Stadt Norden GmbH – Tourismus-Service Norden-Norddeich organisiert und betreut. Neben Hotels und Gastronomie profitieren auch der Fähr- und Flugbetrieb nach Juist und Norderney sowie der Einzelhandel von den Besuchern. Im Jahr 2019 wurden 318.298 Gäste und 1.966.329 Übernachtungen gezählt.
Der Schwerpunkt der Übernachtungen liegt im Ortsteil Norddeich, der als „Staatlich anerkanntes Nordseeheilbad“ zahlreiche Hotels, Pensionen, eine Jugendherberge und einen Campingplatz bietet. Auch in der Kernstadt sowie auf Bauernhöfen in den umliegenden Ortsteilen gibt es Unterkünfte.
Landwirtschaft und Fischerei
Die Landwirtschaft spielt in Norden nicht nur wegen ihres hohen Flächenanteils eine bedeutende Rolle, sondern auch als Arbeitgeber. Neben zahlreichen landwirtschaftlichen Betrieben sind in der Stadt verschiedene Dienstleister für die Agrarwirtschaft ansässig. Ein weiterer wichtiger Wirtschaftszweig ist die Fischerei, insbesondere im Norddeicher Fischereihafen, wo Fischer mit ihren Kuttern tätig sind.
Aufgrund der stetigen Küstenwinde eignet sich das Stadtgebiet zudem für die Nutzung erneuerbarer Energien. In den dünn besiedelten Außenbereichen gibt es zwei größere Windparks – einen an der Grenze zur Gemeinde Lütetsburg und einen im Ortsteil Westermarsch II – sowie zahlreiche einzelne Windkraftanlagen.
Verkehr
Straßenverkehr
Norden ist über die B 72 mit Georgsheil verbunden, wo sie auf die B 210 trifft und weiter nach Emden zur A 31 führt. Die Entfernung zur Anschlussstelle Emden-Mitte beträgt etwa 25 Kilometer. Früher verlief die B 72 direkt durch die Innenstadt, was besonders in den Sommermonaten zu erheblichen Verkehrsproblemen führte. Seit 2009 umgeht eine östliche Umgehungsstraße die Stadt, wodurch verkehrsberuhigende Maßnahmen in der Innenstadt umgesetzt werden konnten.
Zusätzlich verbinden vier Landesstraßen Norden mit umliegenden Gemeinden. Die L 4 führt nach Pewsum, die L 27 nach Greetsiel, die L 5 nach Neuharlingersiel und die L 6 über Hage nach Carolinensiel.
Der öffentliche Nahverkehr wird durch den Verkehrsverbund Ems-Jade sichergestellt. Die wichtigsten Buslinien verbinden Norden mit Norddeich, Greetsiel, Pewsum, Esens, Carolinensiel sowie Georgsheil mit Anschluss nach Aurich oder Emden. Einige Linien fungieren hauptsächlich als Schulbusse.
Schienenverkehr
Norden liegt an der Emslandstrecke, die von Rheine nach Norddeich Mole führt. In der Stadt gibt es drei Bahnhöfe: Norden, Norddeich und Norddeich Mole. Letzterer bietet direkten Zugang zu den Fähren nach Juist und Norderney. Die Strecke ist elektrifiziert und eingleisig. Fernzüge wie der Intercity verbinden Norden mit Koblenz, Berlin, Leipzig und Stuttgart. Regionalzüge verkehren über Leer, Oldenburg und Bremen nach Hannover.
Früher war Norden ein bedeutender Eisenbahnknotenpunkt, verlor jedoch nach 1983 an Bedeutung, als der Personenverkehr auf der Küstenbahn Ostfriesland eingestellt wurde. Der ehemalige Bahnhof wurde in den 2000er Jahren modernisiert, wobei ein neuer Omnibusbahnhof entstand. 2024 wurde bekannt, dass die Deutsche Bahn das Reisezentrum voraussichtlich schließen wird.
Flug- und Schiffsverkehr
Der Flugplatz Norden-Norddeich dient als Sonderlandeplatz für Flüge zu den Ostfriesischen Inseln und nach Helgoland. Der Norddeicher Hafen ist zentraler Fährhafen für die Ostfriesischen Inseln Juist und Norderney. Die Reederei Norden-Frisia betreibt die Fähren sowie Ausflugsfahrten ins Wattenmeer. Im Hafen befinden sich außerdem ein Yacht- und Sportboothafen sowie der Norddeicher Fischereihafen mit Krabbenkuttern. Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) betreibt hier eine Rettungsstation mit dem Seenotrettungsboot Cassen Knigge.
Persönlichkeiten
Norden hat eine Reihe bedeutender Persönlichkeiten hervorgebracht, die in verschiedenen Bereichen wie Wissenschaft, Politik, Literatur und Widerstand gegen den Nationalsozialismus wirkten. Von renommierten Gelehrten über einflussreiche Politiker bis hin zu erfolgreichen Autoren prägten sie die Geschichte der Stadt und darüber hinaus. Zu den wichtigsten zählen:
- Hermann Conring (1606–1681): Universalgelehrter, Leibarzt der schwedischen Königin Christina, dänischer Staatsrat und Leiter des bremen-verdischen Archivs in Stade. Geboren in Norden.
- Ubbo Emmius (1547–1625): Theologe, Historiker und Pädagoge, Gründungsrektor der Universität Groningen. Geboren in Greetsiel, erhielt in Norden seine Ausbildung und wirkte dort als Rektor der Lateinschule.
- Recha Freier (1892–1984): Lehrerin, Dichterin und Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus. Gründerin der Kinder- und Jugend-Alijah zur Rettung jüdischer Kinder. Geboren in Norden.
- Hinrich Swieter (1939–2002): Niedersächsischer Finanzminister (1990–1996), Landtagsabgeordneter und Landrat des Landkreises Norden.
- Jann-Peter Janssen: Bundestagsabgeordneter, gebürtig aus Norden.
- Hans Forster: SPD-Bundestagsabgeordneter von 1998 bis 2002 und im Jahr 2005.
- Hans-Dieter Haase (geb. 1955): Landtagsabgeordneter für den Wahlkreis Emden/Norden.
- Klaus-Peter Wolf: Erfolgreicher Krimiautor, dessen Romane um Norden angesiedelt sind und regelmäßig die Spiegel-Bestsellerliste anführen. Seine Ostfriesenkrimis werden vom ZDF verfilmt.
Fazit
Norden ist eine Stadt mit einer reichen Geschichte, beeindruckender Architektur und einer bedeutenden wirtschaftlichen Rolle in Ostfriesland. Die kulturelle Vielfalt zeigt sich in zahlreichen Museen, Kirchen und historischen Profanbauten, die das Stadtbild prägen. Besonders hervorzuheben sind die Ludgerikirche mit ihrer berühmten Arp-Schnitger-Orgel sowie das Ostfriesische Teemuseum, das die lange Tradition der Teekultur in der Region dokumentiert.
Die Stadt ist ein wichtiges Zentrum des Tourismus, wobei insbesondere der Ortsteil Norddeich als „Staatlich anerkanntes Nordseeheilbad“ eine zentrale Rolle spielt. Hotels, Ferienwohnungen und Campingplätze bieten vielfältige Übernachtungsmöglichkeiten. Auch der Einzelhandel und die Gastronomie profitieren vom stetigen Besucherstrom, während nachhaltige Tourismuskonzepte die Zukunftsfähigkeit der Region sichern sollen.
Infrastruktur und Verkehrsanbindung sind gut ausgebaut: Die B 72 verbindet Norden mit dem Autobahnnetz, während der Bahnhof Norden regelmäßige Zugverbindungen in große deutsche Städte bietet. Der Fährhafen Norddeich ermöglicht eine direkte Anbindung an die Ostfriesischen Inseln Norderney und Juist. Ergänzt wird dies durch ein breites Netz an Busverbindungen sowie den Sonderlandeplatz für den Luftverkehr.
Auch wirtschaftlich ist Norden vielseitig aufgestellt. Neben Tourismus und Einzelhandel spielen kleine und mittelständische Unternehmen eine bedeutende Rolle. Landwirtschaft und Fischerei sind weiterhin präsent, während erneuerbare Energien durch Windparks gefördert werden.
Persönlichkeiten aus Norden haben in Wissenschaft, Politik und Kultur überregional gewirkt. Historische Gelehrte wie Hermann Conring und Ubbo Emmius, politische Akteure sowie erfolgreiche Autoren wie Klaus-Peter Wolf zeigen die überregionale Bedeutung der Stadt.
Insgesamt vereint Norden Tradition und Moderne auf einzigartige Weise. Die Stadt bewahrt ihr historisches Erbe und entwickelt sich gleichzeitig weiter, um als Wirtschafts- und Tourismusstandort attraktiv zu bleiben.
Stadtverwaltung Norden
Stadt Norden
Am Markt 15
D-26506 Norden
Telefon: 04931/923-0
E-Mail: stadt@norden.de
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